1. Vom Ursprung bis zum Reunionskrieg Ludwigs XIV.
Schaidt gehört zu den ältesten Landgemeinden der Pfalz. Der Name seines Gründers und das Jahr seiner Grundlegung sind zwar unbekannt, jedoch bestand das Dorf Schaidt schon zur Zeit der Karolinger im 8. Jahrhundert. Damals führte es den Namen Spirgesceid. Es lag im Speyergau und erscheint in alten Urkunden unter folgenden verschiedenen Benennungen: Spirgeseid, Spirgescheid, Schaid, Schayd, Scheidt, Schaydt und nun Schaidt.
Der deutsche Kaiser Heinrich III. (1039-1056) besaß bei Weißenburg am Bienwald Landgüter und Gefälle. Durch Urkunde vom 7. September 1046 schenkte Heinrich III. diese Landgüter dem Bischöflichen Hochstift zu Speyer.
In dieser Urkunde sind die kaiserlichen Landgüter bei Schaidt und das Dorf selbst aufgezählt. Auf seiner Romreise soll Kaiser Heinrich III. den Weg über seine Landgüter am Bienwald und das beliebte Weißenburg genommen haben. Vielleicht zog der Kaiser und sein Gefolge über die „Speyerer Straße“, die nördlich des Dorfes vorbei führte.
Heinrich III. ein Mann von stattlicher Größe, verbunden mit einer auffällig dunklen Gesichtsfarbe, wegen der er auch der „Schwarze Heinrich“ genannt wurde, soll dem Sohn des ersten Saliers Konrad II. ein düsteres, furchteinflößendes Aussehen verliehen haben. Geboren 1017, errang er als deutscher König (1039) und römischer Kaiser (1046 – deshalb das Geschenk an Speyer) fast eine bedeutendere Machtstellung als Otto der Große. Er regierte mit sicherer Hand die drei Königreiche Deutschland, Italien und Burgund und beherrschte unangefochten Rom. Drei Päpste setzte Heinrich III. ab und erhob vier Deutsche in ununterbrochener Reihenfolge auf den Stuhl Petri. Machtbewusst unterstützte er die Mönche von Cluny (nördl. von Lyon). Heinrich III. lebte eine „Gottesherrschaft“ vor (von einem „Priesterkönig“ geleiteten Staat). Seine Gemahlin Gunhild verstarb sehr früh und er heiratete eine „Ausländerin“, nämlich Agnes, die Tochter des Herzogs Wilhelm von Aquitanien und Poitu. Heinrich III. verstarb 1056 mit 39 Jahren.
In Weißenburg befand sich damals ein berühmtes Kloster, in welchem die Kaiser gerne Einkehr hielten, dort gastliche Aufnahme fanden und fürstliche Bewirtung entgegennahmen. Im Jahre 1046, als Schaidt ein Geschenk des Hochstifts Speyer wurde, herrschte im Speyergau der Herzog Graf Hugo II. Der damalige Bischof hieß Siegebodo I. Von dieser Zeit an verblieb Schaidt auch unter der weltlichen Oberhoheit des Bischofs zu Speyer bis zur französischen Revolution. Daher der Ausdruck: „Schaidt war bischöflich“.
Dem Urkundenbuche zur Geschichte der Stadt Speyer ist auf Seite 14 folgendes zu entnehmen: „Durch Urkunde vom 10. Mai 1101 bestätigte Kaiser Heinrich IV. der Domkirche zu Speyer unter dem Bischof Johannes I. alle ihre Besitzungen, Rechte und Freiheiten und trifft eine Anzahl weiterer Bestimmungen. In dieser Urkunde ist auch „Spirchi-Scheide“ genannt“. Und auf Seite 166 ist zu lesen: „Durch Urkunde vom 5. Juli 1301 verkaufte der Speyerer Bürger Heinrich von Scheide dem Sygelmann Huhn 1 Pfd. jährlichen Zinses, dass dieser dem St. Georghospital überlässt für 18 Pfd. Heller. Unterschrift: Henricus dictus de Scheide pellifex, d. i. Heinrich von Speyer, Bürger zu Schaidt, Kürschner.
Weiteres erfahren wir von Schaidt bei Kaiser Karl IV. (1347-1378). Derselbe erteilte am Mittwoch nach St. Luzientag im Jahre 1365 dem Bischof Lambert Herr von Born und seinen Nachfolgern zu Speyer gewisse Zollfreiheiten auf dem Rhein; zugleich bestätigt er durch die „goldene Bulle“ vom 23. Dezember 1356 alle bisherigen Besitzungen in wörtlicher Aufzählung. Dabei ist auch als das Dorf Schaidt genannt.
Im Jahre 1406 kommt Schaidt bei der Stiftung einer Frühmesserei vor, die einem Grafen von Türkheim verliehen wurde. Im Jahre 1610 war ein Türkheimer Ghevogt in Schaidt. Das Fürstbistum Speyer, dem Schaidt zugehörte, teilte sich damals in die Oberämter: Lauterburg, Kißlau und Kirrweiler. Schaidt zählte zum Oberamt Lauterburg und führte den Titel „Die hochfürstliche bischöfliche Speyerische Oberamtsgemeinde Schaidt“.
Das Oberamt Lauterburg bestand aus zwei Amtskellereien: Jockrim und Lauterburg. Eine Amtskellerei kann miteinem jetzigen Finanzamt verglichen werden. Die Amtskellerei befasste sich mit der Erhebung der Gefälle (Steuern). Ein Oberamt vereinigte in seinem Wirkungskreis das, was heute die Aufgaben eines Landratsamtes sind.
Bis zum Jahre 1406 wird Schaidt ein Dorf (Villa) genannt. Nach dieser Zeit erhielt Schaidt die Genehmigung sich mit einem Wall und Graben zu umgeben und durfte sich sodann „Flecken“ nennen. Schaidt besaß drei Tore. Das südliche Tor war am längsten erhalten und mit einem Turme versehen. Erst im Jahre 1822 wurde es abgetragen. Die Steine wurden um 523 fl. (Florin - franz. Bezeichnung für Gulden) seitens der Gemeinde versteigert. Dieses Tor befand sich dort, wo der Graben (jetzt Rohrgraben genannt, von dem Schilfrohr, das in ihm wuchs) die Speckstraße durchzieht. Daher stammt auch die Bezeichnung „Ober dem Turm“. Das westliche Tor befand sich dort, wo der Graben die Oberdorfstraße (Obere Hauptsraße) durchquert. Auf dem Gewölbe des Tores ist jetzt ein steinernes Kruzifix errichtet. Das östliche Tor stand am Grabenübergang im Unterdorf beim heutigen Anwesen Geörger und dem Anwesen Vogel. Im Keller des Anwesens Vogel sind noch Reste des Gewölbes zu sehen, auf denen das „Osttor“ stand.
Die Spuren des ehemaligen Dorfgrabens sind heute noch erkenntlich. Der nördliche Teil des Grabens nannte man den „Nußgraben“, von den Nußbäumen, die man auf dem Wall gepflanzt hatte. Der Nußgraben wurde 1840 eingeebnet und den angrenzenden Grundstückseigentümern zugewiesen gegen Entrichtung ablösbarer Grundzinsen. Aus Überlieferungen ist bekannt, dass im Winter der Graben zum „Eiskärchelfahren“ benutzt wurde.
Die ehemaligen Tore, der Wehrturm der Kirche, sowie der breite Graben mit Wall, haben dem Dorfe schon den Eindruck einer Festung verliehen. Die Straßenbezeichnung „Speck“ kommt auch in den Nachbardörfern westlich von Schaidt vor. Damit die schweren Holzfuhrwerke nicht in dem Boden versanken, wurde der Fahrweg mit Holz „gespickt“. Aus Spickweg wurde Speckstraße. In früherer Zeit hieß diese Straße „Halbe Gass“.
Unterdorf und Oberdorf liegen an der Straße Kandel-Weißenburg. Dieser „Herdweg“ wurde erst im Jahre 1831 mit Steinen befestigt. Die Benutzung dieses Herdweges war schwierig. Für den Gang zur Schule oder Kirche musste man stellenweise im Gänsemarsch gehen, um nicht zu versumpfen. Im Jahre 1869 wurde eine Straßenbeleuchtung (Öllampen) eingeführt und die Straße mit Rinnen versehen. Um 1880 gab es neben der Hauptstraße und der Speckstraße noch eine Nebengasse mit fünf Häusern. Sie heißt „Vogelsgasse“ benannt nach ihrem ersten Bewohner Michael Vogel. Früher gab es noch ein „Unruhgasse“ und ein „Waldmannsgässel“.
Zurück zur politischen Geschichte. Kaiser Karl V. (1520-1556) und Papst Paulus III. (1534-1550) vereinigten 1546 mit dem Hochstift Speyer die Propstei Weißenburg. Kaiser Karl schenkte der Propstei Weißenburg die „Mundat“, zu welcher Weißenburg gehörte. Die ehemalige, noch jetzt so genannte Mundat, ist ein fruchtbarer Landstrich auf beiden Seiten der Wieslauter und gehört teils zu elsäßischem, teils zu pfälzischem Gebiet. Sie umfasste herrliche Waldungen und hatte eigene Gerichtsbarkeit und das „Mundatrecht“.
Schaidt zählte nicht zu dem Mundat. Jedoch stand es in politischer und kirchlicher Beziehung mit den stolzen und reichen Mundatbewohnern in regem Verkehr. Die erlangten „Waldgerechtigkeiten“ datieren zurück bis zu Kaiser Rudolf von Habsburg. Sie wurden 1745 und 1766 urkundlich erwähnt. Am 10. April 1587 hatte der „Orden der Deutschherren“ bei Schaidt Güter erworben. Er wurde zum Beispiel Besitzer der Schaidter Mühle. Nach dem dreißigjährigen Kriege ging diese Mühle an die Familie Eckert über. Im Jahre 1692 war der Müller Johann Adam Eckert Schultheiß zu Schaidt. Die Güter dieses Ordens umfassten in Schaidt eine Fläche von 42 Morgen (ca. 10,5 ha) Äcker und 12 Morgen Wiesen. Die Güter lagen fast ausschließlich um die Mühle herum. Auf diesem Gelände befand sich auch das „Gutleuthaus“, das 1760 abgetragen wurde. Diese Feldabteilung führt bis heute den Namen „Gutleut“.
Im dreißigjährigen Kriege (1618-1648) hat das Dorf Schaidt schwer gelitten. Die vorhandenen Gemeinde-, Dorfgerichtsund Bethbücher, (Grundstücksbücher) für die Jahre 1595-1610 und für 1623-1651 sind lückenhaft und enthalten Vermerke wie: „wegen beschwerlichen Kriegszeiten“, wegen den „Kriegstroublen“. Im Jahre 1604 wird von dem Einwohner Kaspar Minks berichtet, dass er „vor 17 Jahren in den Krieg nach Frankreich gezogen und noch nicht zurückgekommen sei“. Nach dem dreißigjährigen Krieg kam mit dem Elsaß auch die Rheinpfalz unter die Oberhoheit der Könige von Frankreich. Mit den Orten oberhalb (südlich) der Queich durfte zufolge speziellen Vertrags des Königs von Frankreich mit dem Bischofe zu Speyer auch Schaidt seine bisherigen Rechte und seine Gerichtsbarkeit beibehalten. Nach oben
2. Vom Reunionskrieg bis zur französischen Revolution
Als im Reunionskrieg (16181-1697) die Franzosen unter Ludwig XIV. (reg. 1643-1715) die Rheinlanden verheerten, war auch Schaidt in bedrängter Lage. Die Dorfgeschichte ist von da ab eine reine Kriegsgeschichte. In alten „Bürgermeisters-Rechnungen“ sind die verschiedensten Ausgaben zu finden. „Ausgaben an Königl. Schutz- und andere Kriegssoldaten“ oder „Für die Militz-Soldaten an Woll-und Leintuch, bei dem Juden Salomon zu Lauterburg gekauft: 24 fl. 11bz. 8&“. Auch der „spanische Erbfolgekrieg“ (1701-1715) legte der Gemeinde große Lasten auf, z. B. „Bezahlung der Salvagarde, als Prinz Louis zu Landau gestanden“, „Dem General Biber Wein nach Schweighofen geliefert“ oder „Reparatur des Degens des Generals kostete 2 fl. 11 bz.. Im Jahre 1705 waren deutsche Husaren, sowie Engländer und Franzosen in Schaidt einquartiert. Am 7. September 1714 wurde in Baden in der Schweiz der Frieden zwischen Frankreich und Deutschland geschlossen. In den Jahren 1734 und 1735 wurde Schaidt durch den polnischen Erbfolgekrieg ebenfalls heimgesucht. Die Bürger von Schaidt mussten Bettzeug und Lebensmittel abgeben. Zur gleichen Zeit herrschte eine große Viehseuche. Zu deren Abwendung wurde das Votivfest zum hl. Wendelinus gestiftet.
Im Jahre 1740 brach Krieg herein. Beim Durchmarsch verunglückte das Pferd des „Grafen von Lauterecken“ und zog sich ein Beinbruch zu. Es wird berichtet, dass in dem „Gasthaus zur Krone des Wirts David Getto“ häufig „Hatschiere“ einkehrten. Im Jahre 1744 (österreichischer Erbfolgekrieg) waren dann wieder französische Truppen in Schaidt einquartiert.
Die österreichischen Garden nahmen Schaidt in Schutz; ungarische Truppen verheerten das Feld. Eine deutsche Brigade kampierte in Schaidt und requirierte Hasen und Hühner.
Wie sehr muss in diesen unruhigen Zeiten auch Schaidt mit Not und Elend zu kämpfen gehabt haben? Man musste sich wundern, dass noch die notwendigen Lebensmittel vorhanden waren. Nach oben
3. Die französische Revolution und die Befreiungszeit
In der politischen Geschichte von Schaidt, spielt die französische Revolution eine große Rolle. Grausige Geschichten wurden von den Vorfahren überliefert. Zu dieser Zeit war die Pfalz immer wieder Schauplatz von kriegerischen Ereignissen. Auch Schaidt bekam in jenen Jahren die Geisel des Krieges voll zu spüren. Da Schaidt zur Oberhoheit von Frankreich gehörte, stand es selbstverständlich auf der Seite von Frankreich und erhielt von dort seine legitimen Befehle. Wenn auch zunächst der Fürstbischof von Speyer Regent dieser Gegend war, und er zufolge eines alten Vertrages viele Vorrechte in den Orten um die Queich besaß, so konnte er doch nicht verhindern, dass sofort mit dem Beginn der Revolution auch seine Oberhoheit geschwächt und seine Untertanen eine Beute des unseligen Umsturzes wurden. In Schaidt wurden alle Verfügungen und Anordnungen der Revolution durchgeführt. So hatte Schaidt schon 1788 eine „Munizipalität nach französischem Muster“. Das Protokollbuch beginnt mit einem Eintrag vom 1. April 1788. Syndikus der Munizipalität war „Herr Heinrich Michael Schmaltz“. Als weiteres Mitglied wird der Pfarrer Kasimir Metz genannt. Als erster Maire wurde der aus Bitsch stammende pensionierte Kavallerieoberst Carl Pistorius eingesetzt.
Zu dieser Zeit regierte in Frankreich König Ludwig XVI. (1774-1792). Der Geist der Sittenlosigkeit und des Unglaubens brachte das französische Volk in schwere wirtschaftliche Not. Die Einberufung einer Ständeversammlung (Adel, Geistlichkeit und Bürgerschaft) brachte keine nennenswerten Verbesserungen. Am 17. Juni 1789 erklärte sich der dritte Stand - die Bürgerschaft - als alleinige, konstitutionelle Nationalversammlung. Es bildete sich der „Jakobinerclub“; viele bisherigen Rechte wurden aufgehoben, die sogenannten Menschenrechte deklariert, die Kirchengüter als Nationalgüter erklärt. Die Menschen mussten den Eid auf die neue Verfassung der „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ schwören. Schaidt gehörte damals zum Nieder- Rheinischen Departement (Departement des Bas-Rhin), zum Distrikt Weißenburg und zum Kanton Kandel. Eine neue Munizipalität wurde in Schaidt gewählt. Den Vorsitz hatte wieder Carl Pistorius.
Der bisherige Schultheiß Johannes Burckhart wurde abgesetzt. Die neue Munizipalität erhielt die Weisung, dass alle Personen die noch nicht den Eid abgelegt hätten, zu bestrafen seien und zwar „Frauenspersonen mit 30 Fr., die Männer mit 50 Fr. Auch eine „Nationalgarde“ mit folgenden Mitgliedern wurde eingerichtet: Sebastian Ritter, Korporal und die Gemeinen Andreas Schehr, Martin Roth, Franz Böhles, Johannes Burckhart, Johannes Heintz und Jakob Vogel.
Die Bürger Johannes Stieber und Michael Beck gaben der Nationalgarde den Schimpfnamen „Spitzbuben-Chor“ und wurden hierfür von der Munizipalität zu 24 Stunden Arrest „in den Thurm“ verwiesen und zu je 10 Fr. „Fanggeld“ bestraft. Nach weiteren kriegerischen Ereignissen in den Jahren 1791/1792 wurde am 22. September 1792 diefranzösische Republik förmlich gegründet. Überall wurden „Freiheitsbäume“ gepflanzt. Auch Schaidt beteiligte sich an dieser Aktion. Gleichzeitig wurde eine neue Zeitrechnung eingeführt. Der Sonntag wurde abgeschafft, die christlichen Gottesdienste verboten und der zehnte Tag einer Dekate wurde gefeiert. In Schaidt wurde, wie in anderen Orten, eine „Vernunfts-Göttin“ verehrt. Die Kirche wurde in ein „Magazin“ verwandelt. Die Glocken wurden vom Turm geworfen und die Heiligenstatuen wurden verbrannt. Die Revolution wütete blutig. Die „Bürger“ Marat, Danton und Robespierre wollten mit Hilfe der Guillotine „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ herstellen. Die Kämpfe der Revolution wogten hin und her.
Am 27. August 1793 zog der kaiserliche Oberbefehlshaber „Graf von Wurmser“ von Büchelberg her über Schaidt in Richtung Weißenburg gegen die Franzosen vor. Heftige Kämpfe in und um Schaidt hatten viele Tote zur Folge und mehrere Häuser wurden ein Raub der Flammen. Am 14. Oktober 1793 rückte Graf v. Wurmser bis nach Sulz vor und am 15. Oktober wurde in Schaidt in der Kirche ein feierliches „Te Deum“ zum errungenen Sieg gesungen. Doch die Ruhe dauerte nicht lange. Am 26. Dezember 1793 ging die eroberte Weißenburger Linie wieder verloren und die Republikaner waren wieder Herr der Lage. In Schaidt wurde eine „Ortspolizei“ eingeführt, deren Leiter ein gewisser Leutnant Peter Eichenlaub war. Von diesem Peter Eichenlaub wird berichtet, dass er sehr streng und handgreiflich war und den Beinamen „Peter Wuppdich“ erhielt. Über die Zeit bis 1818 gäbe es noch vieles zu berichten, doch diese Zeit verlief für Schaidt einigermaßen friedlich. Es war die Zeit, in der Napoleon sich mit England, Österreich, Rußland und Schweden anlegte und die „Dreikaiserschlacht“ bei Austerlitz (2. Dezember 1805) gewann. Die Völkerschlacht bei Leipzig verlor Napoleon und er entkam nach Paris.
1814 rückten die Verbündeten gegen Napoleon vor. Am 31. März 1814 zogen der Zar Alexander von Rußland und König Friedrich Wilhelm von Preußen siegreich in Paris ein. Auf diesem Siegeszug machte der Zar Alexander in Schaidt Station. Der mutige Jakob Schehr trat vor den Zaren und wünschte den Frieden für das Dorf. Der Zar antwortete ihm mit den Worten: „Den Frieden wollen wir Euch bringen“. Bei einem Streit des Bürgers Martin Stieber mit russischen Soldaten wurde einem der Soldaten die Nase abgeschlagen. Die Soldaten verlangten den Tod von Stieber, dieser aber zog es vor in den nahen Bienwald zu verschwinden. Nun sollte das Dorf eingeäschert werden. Der Schultheiß Hoffmann verhinderte mit viel Verhandlungsgeschick mit dem Zaren die Einäscherung des Dorfes. Nach oben
4. Von 1816 bis zur Jahrhundertwende
Nachdem die Pfalz bayerisch geworden war, begannen friedliche Zeiten und der Aufbau der herabgekommenen Gemeinde. Die neue Verfassung aus dem Jahre 1818 und die staatliche und kirchliche Ordnung taten der Gemeinde wohl.
Im Jahre 1831 wurde in Schaidt eine „Zollgrenzwachtstation“ errichtet. In der Zeit der revolutionären Aufregungen um 1833 bewahrte Schaidt seine patriotische Ruhe. Der damalige Revierförster Alwens verstand es, sehr beruhigend auf die Bürgerschaft einzuwirken.
Die „Freischarenzeit“ von 1848/49 rüttelte nicht an der konservativen Treue der Schaidter Bürger. Mit Sensen, Heugabeln und rostigen Flinten vertrieben sie die Freischaren. Bei einem Überfall der Freischaren auf den Gastwirt Jakob Schehr kamen ihm beherzte Bürger zu Hilfe.
Durch die ungünstige geographische Lage zu Weißenburg, kam Schaidt gleich bei Ausbruch des Krieges im Juli 1870 in den Kriegsschauplatz. Viele Soldaten wurden in der Schule und in privaten Häusern einquartiert. Am 4. August 1870 war die Schlacht bei Weißenburg und viele Soldaten zogen durch Schaidt Mehrere Väter und Söhne mussten ihr Leben in diesem Krieg lassen. Es war Sommer 1871, als General Hartmann mit seinem Siegesheer durch Schaidt zog und von Bürgermeister und Brauereibesitzer Schweikert einen kühlen Trunk gereicht bekam.
Die wirtschaftliche Blütezeit, die von 1857 bis 1870 herrschte, konnte sich nach den Kriegswirren wieder erholen. Besonders zu erwähnen ist der Beginn der Industrialisierung des Korbmacher- handwerks in Schaidt um 1880.
Nach einer Volkszählung vom 1. Dezember 1890 wurden in Schaidt 1264 Einwohner gezählt, im Gegensatz zu 1835 mit ca. 1400 Einwohnern. Schaidt hatte an der Wende des Jahrhunderts eine Eisenbahnstation, ein Forstamt und eine Einnehmerei. Die kath. Schule war in dem Anwesen hinter der Kirche untergebracht. Nach oben
5. Von der Jahrhundertwende bis heute
Der Ausbruch des ersten Weltkrieges brachte erneut Not und Entsagungen in unsere Gemeinde. Die Ursachen, die zum Weltkrieg führten, waren das Machtstreben der europäischen Großmächte und der Konkurrenzkampf im Welthandel. Der unmittelbare Anlass war die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Gemahlin in Sarajevo am 28.06.1914. Schaidt war nicht Kriegsschauplatz und es gab keine Evakuierungen, jedoch haben viele Familien den Vater oder den Sohn verloren.
Die Dorfbewohner wurden aufgerufen, Kriegsanleihen zu zeichnen und Goldschmuck, sowie Edelmetalle zur Sammelstelle zu bringen. Entbehrung und Armut waren die täglichen Begleiter. Die Geldentwertung (Inflation) nahm unvorstellbare Ausmaße an. Ein Laib Brot kostete mehrere Hunderttausend Mark. Im Bienwald wurde verstärkt Holz geschlagen, um den Heeresbedarf zu befriedigen. An den Kiefern wurde das Harz abgezapft für die Kriegsindustrie. Im Ort selbst gab es keine Kampfhandlungen, jedoch haben sich französische Besatzungstruppen in verschiedenen Häusern einquartiert. Am 11. November 1918 beendete der Waffenstillstand die Kämpfe des Ersten Weltkrieges. Der Versailler Friedensvertrag vom 10. Januar 1920 brachte bedeutende politische Veränderungen. Das Rheinland und die Rheinpfalz wurden zur entmilitarisierten Zone erklärt. Elsaß und Lothringen wurden wieder dem französischen Staat einverleibt. 1921 wurde die Trafostation eingeweiht und der Ruf „De Strom isch do“ ging durch das Dorf.
Das Jahr 1924 brachte die „Rentenmark“. Aus einer Billion Mark wurde 1 RM. Die Wirtschaftskrise 1928/1930 brachte erneut Not und Armut in das Dorf. Viele Männer wurden arbeitslos und bekamen eine kleine Unterstützung von der Gemeinde. Wer ein Grundstück hatte und Hasen oder ein Schwein halten konnte , war beinahe ein reicher Mann. Am 30. Juni 1930 war die Besetzung des Rheinlandes vorbei. Am 30. Januar 1931 kam Hitler an die Macht. Er versuchte den Versailler-Vertrag zu annullieren und führte am 16. März 1935 die Wehrmacht wieder ein. 1937 wurden die ersten Bunker gebaut, Panzergräben ausgehoben und westlich von Schaidt wurden Panzersperren und Höckerlinien erstellt.
Südlich des Bahnhofs Schaidt und in der Schelmengrube wurde ein B-Werk (große Bunkeranlage) gebaut. In der Südpfalz sind 1936 deutsche Truppen einquartiert worden (Inf. Reg. 104, Landau).
Es wurden „Reichs-Arbeitsdienstlager“ (RAD-Lager) und Pionierlager (Pi-Lager) eingerichtet, so auch in Schaidt und Vollmersweiler. Die Hauptbauzeit des Westwalls war um die Jahre 1937/1938.
Die NSDAP (National Sozialistische Deutsche Arbeiter Partei) und das Militär war überall. Im Spätsommer 1939 konnte man den bevorstehenden Krieg geradezu riechen. Am 1. September 1939 wurde die „Freimachungsverordnung Nr. 1" verkündet. Das bedeutete, dass die Bewohner der „Roten Zone“ oder „Zone A“ genannt, evakuiert werden sollten. Die Haushaltsvorstände wurden mit Merkblättern unterrichtet und für die Familienmitglieder gab es „Marsch-/Flüchtlingsausweise“. Mit diesen Ausweisen hatte man freie Fahrt mit der Reichsbahn in ein sogenanntes „Bergungsgebiet“. Mitnehmen konnte man nur was man auf dem Leib hatte und was man tragen konnte (bis 15 Kg). Besondere Kommandos hatten den Auftrag, Bettzeug, Kleinmöbel und andere Haushaltsgegenstände aus den verlassenen Häusern zu sammeln und in das Bergungsgebiet zu transportieren.
Man kann sich nur schwer vorstellen, was sich in den Sammelstellen z. B. in Bamberg abspielte. Die Südpfälzer wurden im Frankenland untergebracht. Nicht überall wurden die „Flüchtlinge“ freudig aufgenommen. Oft mussten die Behörden eingreifen um eine Unterbringung durchzusetzen. Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen in Polen am 1. September 1939, begann der 2. Weltkrieg. Nach dem gewonnenen Frankreichfeldzug konnten die „Grenzabwanderer“ wieder zurückkehren. Viele mussten in Lagerbaracken des Reichsarbeitsdienstes oder in Pionierlager untergebracht werden. Viele Häuser waren nicht bewohnbar oder vermint. Nach und nach zogen die „Rückkehrer“ wieder in ihre Häuser. Die Ortsgruppenleiter hatten zum Teil besondere Vorstellungen über die Neugestaltung der Dörfer. Es sollten zentrale Stellen eingerichtet werden z. B. Milchsammelstellen, Gemeindeplätze oder Räume für die Hitler-Jugend. Der Wiederaufbau des zerstörten und geplünderten Dorfes ging schleppend voran. Die Versprechungen der Gauleitung über Materiallieferungen wurden nicht eingehalten. Draußen an der Front kämpften die Väter und Söhne um den „Endsieg“. Kaum hatte sich der Alltag normalisiert, näherte sich das Kriegsgrollen dem Heimatdorfe zu. „Die Amerikaner kommen“. Eine schlimme Ahnung sollte sich bestätigen. Am 12. Dezember 1944 begann die Evakuierung. Viele Einwohner von Schaidt wurden in württembergische Aufnahmegebiete gebracht.
Im März 1945 rückten die Amerikaner von Weißenburg her gegen Schaidt vor. Der damalige Pfarrer Alois Schmitt ging am Bahnhof Schaidt den Amerikanern entgegen und bat um Verschonung des Dorfes. Die Kampfhandlungen um den Westwall hatten bereits starke Spuren hinterlassen.
Im Sommer 1945, der Krieg war vorbei, übernahmen die Franzosen unsere Heimat als Besatzungsmacht. Die Bewohner kamen langsam wieder zurück. Viele mussten erneut in Lagern untergebracht werden. Es begann die Zeit des „Organisierens“. Wertgegenstände aus den Bunkern und B-Werken wurden herausgeholt und mit viel Geschick zu Gebrauchsgegenständen umgebaut. Türdichtungen dienten als Vollgummibereifung für Fahrräder. Bettroste aus den Bunkern wurden als Baumaterial benutzt. Das Ganze war nicht ungefährlich. Es lagen noch Mienen um die Bunker und im Wald. Auch was die Verpflegung anbelangte, war man erfinderisch. Mohn wurde angepflanzt und Bucheckern wurden gesammelt. Dies waren geeignete Grundstoffe um Öl herzustellen. Hamsterkäufer aus dem Saarland waren unterwegs um Tabak gegen Kleidung zu tauschen.
Mit vereinten Kräften ging es an den Wiederaufbau. Aus den Ruinen entstanden wieder Notwohnungen. Vereine wurden wieder gegründet und das Leben begann sich zu normalisieren. Da kam eine neue Hiobsbotschaft – die Geldentwertung am 20. Juni 1948. Hinzu kam, dass die Besatzungsmächte den Bewohnern schwere Bürden auferlegten. Am 23. Mai 1949 wurde die „Bundesrepublik Deutschland“ gegründet. Mit Hilfe des Marshallplanes und der Einführung der Marktwirtschaft begann das Wirtschaftswunder. Auch Schaidt profitierte von diesem Wirtschaftsaufschwung. Industrieunternehmen in und um Schaidt sorgten für Arbeitsplätze. Der Wandel von dem einstigen Korbmacherdorf mit seinen Feierabendbauern zum Arbeiterdorf vollzog sich ähnlich wie in den Nachbargemeinden, leise aber schnell.
Vom eigenständigen Dorf zur Verbandsgemeinde am 1. Oktober 1972, bis zur heutigen Form, der freiwilligen Einheitsgemeinde der Stadt Wörth, am 10. Juni 1979, war es nur ein kleiner Schritt. Ein Schritt, der Veränderungen brachte zum Wohle seiner Bürger. Der heutige Ortsbezirk Schaidt der Stadt Wörth wird wohl „Wohnort mit städtischen Anlagen und ländlichem Charakter“ sein - und bleiben.
Die Bürgerinnen und Bürger von Schaidt haben großen Anteil daran, dass ihre Eigenart und ihre örtliche Kultur erhalten bleibt. Ein pulsierendes Vereinsleben zeugt von einem ausgeprägten Sinn für Gemeinschaft, Geselligkeit, Zuversicht und Freude. Nach oben